Schreckliche Szenen spielten sich in der Nacht am Augsburger Kuhsee ab: Polizeikontrolle, halsbrecherische Flucht, Schüsse. Am Ende starb der 41-jährige Polizeihauptwachtmeister Mathias Vieth.
Gegen 2.50 Uhr in der Nacht zum Freitag fuhren ein 41-jähriger Polizist und eine 30-jährige Kollegin auf einer Routinestreife durch den Augsburger Stadtteil Hochzoll-Süd. Am Kuhsee bogen sie von der Oberländer Straße auf einen Parkplatz ein. Dort stehen am Tage die Autos der Ausflügler. Der Kuhsee ist ein beliebtes Augsburger Naherholungsgebiet.
Auf dem Parkplatz fallen den Beamten zwei dunkel gekleidete Männer auf. Neben ihnen steht ein Motorrad. Wie sich später herausstellt, ist es eine alte Honda CB 500. Die Polizisten fahren mit ihrem Auto auf die Männer zu. Sie wollen die Unbekannten kontrollieren. Ob sie einen Verdacht haben, ist nicht bekannt. Aber was macht man nachts kurz vor drei Uhr auf einem Parkplatz?
Der Augsburger Staatsanwalt Günther Zechmann spekulierte in der Pressekonferenz Stunden später über ein Geschäft mit einer größeren Menge Drogen. Das würde auch die Bewaffnung der Männer erklären. Innenminister Herrmann sprach von "Schwerkriminellen".
Zurück zum Kuhsee: Als die beiden Polizisten näherkommen, springen die Unbekannten auf das Motorrad und rasen ohne Licht davon. Sie fahren Richtung Westen. Die Polizisten nehmen die Verfolgung auf. Über einen Waldweg erreichen die Unbekannten den Hochablass, ein großes Augsburger Lech-Stauwehr.
Der Weg zwischen den Betongeländern ist eng. Ein Motorrad kann aber problemlos darüber fahren. Das verfolgende Polizeiauto hat mehr Schwierigkeiten. Denn in einer engen Z-Kurve muss der Fahrer rangieren. Die Motorradfahrer gewinnen einen Vorsprung. Es ist eine Verfolgungsjagd wie "in einem James-Bond-Film", urteilt später Staatsanwalt Zechmann.
Nach dem Hochablass rasen die Verfolgten an der Augsburger Kanu-Olympiastrecke vorbei und biegen rechts nach Norden in die Spickelstraße ein. Das ist eine geteerte Waldstraße. Das Polizeiauto holt offenbar auf, kommt der betagten Honda näher.
Kurz hinter dem alten Augsburger Wasserwerk, entscheiden sich die Unbekannten offenbar für einen Waldweg, der links in Richtung der Goethestraße im Stadtteil Spickel führt. Offenbar kennen sie sich im Siebentischwald aus. Der Sandboden ist hier rutschig. Laub liegt auf dem Weg. Es muss jetzt kurz vor drei Uhr sein.
Plötzlich stürzen die Motorradfahrer auf dem glitschigen Laub. Die Polizisten steigen aus dem Wagen. Einer von Ihnen ruft: "Halt! Polizei". Dann fallen die Schüsse aus einer großkalibrigen Waffe. Der 41-jährige Polizist wird mehrfach getroffen. Unter anderem am Hals. Die schusssichere Weste rettet ihn nicht. Die Täter scheinen mit der Waffe umgehen zu können. Seine 30-jährige Kollegin schießt mit ihrer Dienstwaffe zurück, trifft aber offenbar nicht. Dann wird sie selbst von einem Streifschuss an der Hüfte getroffen.
Die Täter flüchten zu Fuß in den Wald. Und bleiben verschwunden. Die verletzte Polizistin verständigt per Funk einen Notarzt. Doch als er eintrifft, kann er den Polizisten nicht mehr retten. Der Vater zweier Kinder stirbt am Tatort. 90 Minuten später verständigt die Polizei die Angehörigen im Augsburger Stadtgebiet. Die Söhne des Polizisten sind 13 und 17 Jahre alt. Die Familie wird von Psychologen betreut.
Innenminister Herrmann wird es später einen "heimtückischen Mord" nennen. In der Pressekonferenz fallen Begriffe wie "skrupellos" und "kaltblütig".
Quelle: www.augsburger-allgemeine.de
PHM Mathias Vieth wurde vom gleichen Täter erschossen, wie 1975 POM Kraus.
Bereits im Urteil (von 1975) hieß es : Das Gericht bescheinigt dem Schützen eine erhebliche verbrecherische Energie und betonte, dass eine hohe Haftstrafe gerechtfertigt sei, weil die Polizei das Recht habe, von der Justiz bei der Ausübung ihres Berufs geschützt zu werden. Der Täter habe skrupellos und ohne einen Funken Achtung für das Leben einen Menschen über den Haufen geschossen, der keine Chance zur Gegenwehr hatte.